Rückblick: Fachgespräch Projekt Charismenorientierung (16.9.2021)

Am Beginn des Projekts stand eine Befragung ausgewählter Einrichtungen zu ihrem Verständnis und ihrer Praxis von Gabenorientierung. Ein Bericht mit Auswertung erschien bereits in euangel 1/2021.Dieser Auswertungsartikel war die Grundlage für das Fachgespräch mit Fachleuten für Engagementförderung, Ehrenamtsentwicklung und Charismenorienterung aus den Bistümern. Aus den Ergebnissen des Fachgesprächs haben sich in konzentrierter Form einige Kernthemen herauskristallisiert. Demnach ist Charismenorientierung vor aller Operationalisierung zuerst eine Grundhaltung, bzw. ein Wahrnehmungs-, Begleitungs- und Beziehungsgeschehen. Zentral ist, dass Menschen zu einem guten, erfüllten Lebensweg begleitet werden. Hauptberufliche in der Pastoral können Gabenorientierung ermöglichen oder blockieren, je nachdem, wie sie ihre Rolle diesbezüglich verstehen und ausüben. Hier ist bei der Aus- und Fortbildung von Hauptberuflichen im pastoralen Dienst noch viel zu tun. Das Verhältnis von Charisma und Leitung/Amt ist theologisch auf dem Hintergrund des Kirchenbildes des II. Vatikanum zu reflektieren. Dies ist die Grundlage für die praktische Gestaltung von Kirchenentwicklung im Sinne maximaler Partizipation der Gläubigen. Der Blick auf Gaben sollte sich immer stärker über den gemeindlichen (Binnen-)Horizont und seine lokalen Erhaltungs- und Rekrutierungslogiken hinaus auf den Kontext des sozialen Raums und die durch ihn abgebildeten Kommunikations- und Beziehungsrealitäten erweitern. Hier könnten neue innovative Charismen in den Blick geraten. Oft herrscht jedoch bei den Aktiven und Verantwortlichen in Gemeinden und Gemeinschaften eine gewisse Binnenorientierung (Kirchturmdenken) vor. Ein weiterführendes Thema bei Charismen ist die Frage, wie sich die göttliche Gnade und Begabung in der Diesseitigkeit/Säkularität der Schöpfungswirklichkeit ausdrückt? Oder anders formuliert: Könnte es nicht auch sein, dass Gottes Geist auch denen Gaben schenkt, die nicht als Getaufte in der „formalen“ Heilsordnung stehen? Was würde sich pastoral verändern, wenn man dies annähme und zuließe?