Schon zum zweiten Mal trafen sich Professoren/-innen der Theologischen Fakultät mit den Referenten/-innen der KAMP zu einem Austausch, diesmal coronabedingt digital. Corona war auch das Thema des Austauschs. Tobias Kläden verwies in seinem Impuls über gesellschaftliche Prozesse auf die Verwundbarkeit hin, die in der Krise neu erlebt wurde. Die Krise fungiert als Brennglas, indem sie Vorhandenes deutlicher sichtbar macht. Ob sie allerdings einen Katalysator für Veränderung darstellt, wird nach Kläden unterschiedlich beurteilt. Hubertus Schönemann zeigte im Blick auf Gottesdienste im Lockdown, dass einerseits eine gewisse Kreativität in neuen, auch digitalen Gottesdienstformen und intensive Erfahrungen mitgeteilt wurden, andererseits aber auch eine gewisse Leere gespürt wurde, weil viele doch außer der angebotenen Hochliturgie wenig eigene geistliche Ressourcen entwickelt haben. Insgesamt zeigen sich grundlegende und langfristige Prozesse der Deinstitutionalisierung und Deritualisierung von traditionell-kirchlichen Ritenformen. Kirchliche Angebote und Formate kirchlicher Glaubenskommunikation werden von vielen Menschen nicht mehr als lebensrelevant empfunden. Jörg Seiler sah es als Aufgabe der Theologie an, jenseits von Schweigen und vorschnellen Antworten andere Sprechakte auszuprobieren, die Sicherheit geben und Kommunikation aufrecht erhalten. Jedoch sei die Gottverfügbarkeit spätestens mit der Krise ins Wanken geraten, so Seiler: "Gott verliert seinen Status als Mitbewohner in unserer heilen westlichen Welt." Auch in Katastrophen ist aber Gott immer noch Gott, auch wenn er sie nicht auflöst. Der Austausch stand auch unter dem Eindruck der kürzlich veröffentlichten Kirchenaustrittszahlen sowie des aktuellen Diskurses um eine mögliche Zentralisierung in der Priesterausbildung in Deutschland. Die Teilnehmer des gut zweistündigen Gesprächs vereinbarten, sich im nächsten Jahr wieder zu einem Theologischen Salon zu treffen.