Rückblick: "Wenn mir Gott zerrinnt". Eine Online Nachlese: John D. Caputo, Die Torheit Gottes

Im Sprechen von Gott und in der Beschäftigung mit tradierten Gottesverständnissen stellt sich bei vielen gläubigen Menschen eine Grundhaltung von „Das haut‘ nicht mehr so hin.“ ein, wie Pfarrer Herbert Rochlitz diese Wahrnehmung zu Beginn der Online-Veranstaltung treffend formuliert hat. Er und Helena Rimmele, Gemeindereferentin in Emmendingen, haben John D. Caputos Buch „The Folly of God“ (Die Torheit Gottes. Eine radikale Theologie des Unbedingten, Ostfildern 2022) ins Deutsche übersetzt und zu Beginn des Jahres ein Interview mit Caputo in seiner Heimat Philadelphia geführt.

Von diesem Interview und zentralen Stellen im Buch, die Caputos Verständnis von Gott und einer Dekonstruktion einer bestimmten geprägten Form von Glauben widerspiegeln, berichteten die beiden anschaulich, indem sie Passagen aus dem Buch und Teile des Interviews einspielten. Die Aussage, dass Gott schwach sei und Theologie mit Atheismus beginne, war zunächst nicht konsensfähig, doch entspricht es einem Grundbedürfnis nach demokratischen Strukturen und einer Ablehnung eines Systems von Belohnung und Strafe. Der Ruf Gottes (the Call) insistiere stetig und ergehe auch an Agnostiker und Atheisten. Erst die Dekonstruktion von Vorstellungen und Glaubenssätzen (belief), die einer verfassten und damit zeitbedingten Religion und Tradition entspringen, führen zu einer Sehnsucht und einem lebendigen Glauben (faith). Der anschauliche Vortrag wurde ergänzt durch die Möglichkeit, in Break-Out-Sessions das Gehörte zu vertiefen und mit der eigenen Lebenswirklichkeit in Verbindung zu setzen, so dass die Veranstaltung am Ende durch eine angeregte Diskussion abgerundet wurde.

Christiane Bundschuh-Schramm, Referentin HA IV, Pastorale Konzeption, des Bistums Rottenburg-Stuttgart und Jasmin Hack, Referentin der KAMP, moderierten die Veranstaltung, die den Endpunkt zur Reihe „Wenn mir Gott zerrinnt“ bildet und gleichzeitig im Rahmen von „Lesenswert“ erscheint, einer Reihe des Bistums Rottenburg-Stuttgart.

Weitere Veranstaltungen im Bereich Glaubenskommunikation und neuen theologischen Sprech- und Denkversuchen sind geplant. Im September (27.09.23) sind wir mit Hartmut von Sass zu seinem Essay „Atheistisch glauben“ im Gespräch.