Dr. Tobias Kläden
Referat Evangelisierung und Gesellschaft
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Die Zeitstrukturen einer Gesellschaft haben einen enormen Einfluss auf das Leben des Individuums. Die Aufmerksamkeit für die jeweiligen temporalen Formationen einer Gesellschaft ist daher ein wichtiger Bestandteil der Gegenwartsanalyse.
Zumindest in westlichen Gesellschaften ist die Erfahrung der Beschleunigung prägend für viele Menschen. Nach den Arbeiten des Soziologen Hartmut Rosa ist Beschleunigung die zentrale Kategorie für das Verständnis moderner Gesellschaften: Denn diese können sich Rosas Analyse zufolge nur dynamisch, also durch Beschleunigung stabilisieren – indem sie sich beständig steigern, wachsen und intensivieren. Beschleunigung ist also allgegenwärtig, und man kann ihr nicht entgehen.
Gleichzeitig führt Beschleunigung zu einer Vielzahl von Entfremdungserfahrungen, die das Gelingen des Lebens gefährden. Rosa empfiehlt daher die Kategorie der Resonanz in den Mittelpunkt zu stellen, um das Problem der Beschleunigung und ihrer negativen Folgen zu lösen oder zumindest zu lindern. Es sind daher resonante Weltbeziehungen zu fördern, die sich z. B. in Freundschaften, Liebe, Natur, Kunst oder auch in der Religion erfahren lassen können.
Auch im theologischen und kirchlichen Kontext haben sich bereits viele mit Rosas Thesen zu Beschleunigung und Resonanz auseinandergesetzt – die Rezeption scheint hier fast größer zu sein als in der Soziologie selbst. Woran liegt es, dass Rosa auch vielen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Seele spricht? Wird Rosa ein „neuer Habermas“, der der Theologie eine grundlegende Orientierung aus sozialwissenschaftlicher Perspektive bietet?
Tobias Kläden, Zu schnell für Gott? Hartmut Rosas Thesen zu Beschleunigung und Resonanz in der Diskussion, in: ders. (Hg.), Gastfreundschaft und Resonanz. Pastorale Perspektiven zu Freizeit und Tourismus (erscheint in Kürze als KAMP kompakt 7)
Tobias Kläden, Hartmut Rosa als Gesprächspartner für die Theologie, in: Pastoraltheologie 107 (9/2018) 394–400
Tobias Kläden, Ist Entschleunigung möglich? Be- und Entschleunigung in soziologischer Perspektive, in: Anzeiger für die Seelsorge 121/7-8 (2012) 14–19
Säkularität ist nicht der Gegner von Kirche und Religion, sondern ermöglicht vielfältige pastorale Chancen.
Die „Kirche verliert sich nicht im Außen, sondern sie findet sich dort“ (R. Bucher)
Eschatologie beschäftigt sich damit, was letztlich zählt. Verschiedene inner- und außertheologische Disziplinen tragen dazu etwas bei.
Viele Menschen bezeichnen sich heute nicht als religiös, sondern als spirituell. Dabei greifen sie selbstbewusst auf verschiedene religiös-weltanschauliche Ressourcen zurück.